Das Sühnedenkmal in Ustersbach

Marmo rosso di Verona - Veroneser Marmor

Titelfoto: Marmo rosso di Verona – Veroneser Marmor

Rotbrauner Epitaph aus veronesem Marmor

Von Thomas Germscheid Das überregional bedeutende Sühnedenkmal in Ustersbach wurde nach einer notwendigen Restauration feierlich neu geweiht. Das Denkmal erinnert an den Ritter Burkhart von Schellenberg, der unweit des heutigen Standortes am 19. November 1408 erschlagen wurde. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die äußere Gestaltung des Denkmals mehrfache Umbauten. Um das Jahr 1700 wurde der ursprüngliche Sühnestein in einem barocken, mit einem Dreiecksgiebel versehenen Gebäude eingefasst. Heute präsentiert sich das Sühnedenkmal mit einer filigraneren Grundkonstruktion als zuvor.

Das Epitaph: Material und Darstellung

Der zentrale Teil des Denkmals ist der eigentlich rotbraune Epitaph aus veronesem Marmor. Er zeigt eine ikonografische Darstellung: ein Kreuz, flankiert von Maria und Johannes. Davor kniet der getötete Ritter Burkhart von Schellenberg selbst, dargestellt mit entblößtem Haupt und Schwert. Den oberen Abschluss des Epitaphs bildet ein gotisches Baldachin. Die historische Inschrift auf dem Denkmal lautet: „herr erbarm dich vber herrn burkhard von schellenberg einem ritter der hier erslagen wart am elsbethen tag anno domini MCCCCVIII.“

epitaph

  • Ursprung: Der Sühnestein wurde ursprünglich um das Jahr 1700 herum in ein barockes Gebäude eingefasst, das einen Dreiecksgiebel besaß.

  • Standort: Er stand etwa 60 Jahre lang an der Hauptstraße.

  • Zerstörung/Beschädigung: Es gibt die Sage, dass ein LKW in das Denkmal hineingefahren sein soll und den Sühnestein in viele Stücke zerbrochen habe.

Restauration des Sühnedenkmals im Jahre 2013

Das Sühnedenkmal in Ustersbach wurde umfassend restauriert und am 9. November 2013 wieder der Öffentlichkeit übergeben. Der historische Stein steht nun an seinem Platz an der Bergstraße, in unmittelbarer Nähe zu Hausnummer 1.

Die theologische Bedeutung der Sühne

Im vorausgegangenen Gottesdienst widmete sich Pfarrer Jürgen Stahl dem tiefgründigen Thema „Sühne“. Theologisch bezeichnet die Sühne den Akt, durch den ein Mensch, der Schuld auf sich geladen hat, versucht, diese Schuld durch eine Ausgleichsleistung aufzuheben oder zumindest zu mindern. Obwohl geschehene Schuld nicht rückgängig gemacht werden kann, bietet der Akt der Sühne dem Schuldigen die Möglichkeit, Einsicht und Reue zu zeigen. Dies geschieht typischerweise durch eine Aktivität, die der Schuldtat entgegengesetzt ist.

Foto Thomas Germscheid: Prof. Dr. Walter Pötzl, ehem. Bürgermeister Dr. Max Stumböck, ehem. Pfarrer Jürgen Stahl

Gemeinschaft und Dankbarkeit bei der Weihe

Im Anschluss an den Gottesdienst versammelten sich zahlreiche Ustersbacher Bürger am neu gestalteten Sühnedenkmal, um der feierlichen Weihe durch Pfarrer Stahl beizuwohnen und somit Zeitzeuge dieses Ereignisses zu werden. Im Anschluss waren alle Anwesenden zu einem Frühschoppen in das Pfarrheim eingeladen. Bürgermeister Dr. Max Stumböck richtete in seiner Rede Dankesworte an alle beteiligten Firmen und Landesämter, die bei der Restauration mitgewirkt hatten. Besonders hervorgehoben und geehrt wurden Herr Kornelius und Herr Alfons Kastner für ihre großzügige finanzielle Unterstützung der Maßnahme.

Geschichtliche Hintergründe des Sühnedenkmals

Zum Abschluss des offiziellen Teils berichtete Prof. Dr. Walter Pötzl über die geschichtlichen Hintergründe und den tieferen Sinn eines Sühnedenkmals. Diese Denkmäler wurden in der Regel an Orten errichtet, an denen ein gewaltsamer Tod geschehen war, oft als Teil eines Sühnevertrages zwischen der Familie des Täters und der Familie des Opfers. Sie dienten nicht nur dem Gedenken an den Verstorbenen, sondern auch als Zeichen der Reue des Täters und zur Aussöhnung der beteiligten Parteien in der Gemeinschaft.

scroll to top