Baumeister Joseph Meitinger

Joseph-Meitinger-Gedächtnistafel in Ustersbach: Eine späte Ehrung für einen großen Barockbaumeister

Am Dienstagabend, den 24. September 2013, fand in der Gemeinde Ustersbach ein besonderes Ereignis von lokalhistorischer Bedeutung statt: die feierliche Enthüllung der Joseph-Meitinger-Gedächtnistafel. Diese Gedenktafel, angebracht am historischen Anwesen Hauptstraße 23, dem ehemaligen Wohnhaus des berühmten Barockkünstlers, würdigt das Leben und Werk von Joseph Meitinger und sichert sein Andenken in seinem Heimatort.

Die Enthüllungsfeier und ihre Bedeutung

Die Zeremonie wurde von einer Reihe prominenter Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und der lokalen Gemeinschaft begleitet. Die feierliche Enthüllung nahmen Herr Prof. Dr. Walter Pötzl, ein ausgewiesener Heimatforscher und Experte für die Region, Herr Bürgermeister Dr. Max Stumböck sowie Frau Helga Striebel, die heutige Hausbewohnerin, gemeinsam vor.

Den spirituellen Rahmen bildete die feierliche Weihe der Tafel durch Herrn Pfarrer Roland Wolff. Im Anschluss an die Enthüllung verlagerte sich die Veranstaltung in die Schule von Ustersbach, wo Herr Prof. Dr. Walter Pötzl vor einem zahlreichen Publikum einen tiefgehenden Vortrag hielt. Sein Thema lautete: „Vom Untertan der Fugger in Mickhausen zum Untertan des Domkapitels in Ustersbach: Joseph Meitinger, ein bedeutender Baumeister und Stuckateur“. Dieser Vortrag beleuchtete Meitingers Lebensweg und seine künstlerische Entwicklung, eingebettet in die komplexen gesellschaftlichen Strukturen seiner Zeit.

Joseph Meitinger: Ein Meister des Barock (1693 – 1769/70)

Joseph Meitinger, manchmal auch Meittinger genannt, war eine herausragende Persönlichkeit des süddeutschen Barock und Rokoko. Geboren um 1693, wirkte er bis zu seinem Tod um 1769 oder 1770 als angesehener Kirchenbaumeister und Stuckateur. Seine Schaffenskraft entfaltete sich vorwiegend in der mittelschwäbischen Region.

Als Baumeister war Meitinger nicht nur für die Planung und Errichtung von Sakralbauten zuständig, sondern auch für deren reiche Innenausstattung. Sein Stil zeichnet sich durch die typische, lebensbejahende Formensprache des Barock aus, die in seinen Werken eine beeindruckende Synthese von Architektur und plastischer Gestaltung erreicht. Er schuf Räume, die bis heute als Zeugnisse höchster barocker Baukunst gelten.

Ausgewählte Werke zeugen von seiner Meisterschaft

Meitingers künstlerisches Erbe ist in zahlreichen Kirchen der Region lebendig. Zu seinen bekanntesten Werken zählen unter anderem:

  • Der Neubau und die Stuckierung der Pfarrkirche St. Nikolaus in Dinkelscherben.
  • Die Gestaltung der Klosterkirche St. Felix und Regula in Gabelbach.
  • Umfangreiche Bau- und Stuckarbeiten in weiteren Kirchen der Umgebung, darunter die Pfarrkirche St. Georg in Fischach.

Diese Bauten demonstrieren seine Fähigkeit, ländliche Kirchenräume in beeindruckende barocke Gesamtkunstwerke zu verwandeln.

Foto: Frau Helga Striebel vor ihrem Haus in der Hauptstraße 23 in Ustersbach

Die Bedeutung der Gedenktafel für Ustersbach

Die Anbringung der Gedenktafel im Jahr 2013, fast 250 Jahre nach seinem Tod, ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung und der Pflege des historischen Bewusstseins in Ustersbach. Sie erinnert nicht nur an einen der berühmtesten Söhne der Gemeinde, sondern markiert auch das Haus, in dem er einst lebte und von dem aus er seine bedeutenden Projekte leitete.

Die Tafel dient damit nicht nur der Ehrung, sondern auch der kulturellen Bildung und der Stärkung der regionalen Identität. Sie lädt Einwohner und Besucher gleichermaßen dazu ein, sich mit der reichen Barockgeschichte Schwabens und der Rolle Joseph Meitingers in dieser Epoche auseinanderzusetzen. Die Initiative zur Gedenktafel ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie lokale Geschichtsvereine und engagierte Bürger das kulturelle Erbe ihrer Heimat bewahren und sichtbar machen können.

scroll to top